Warum ich nicht als Psychologin arbeiten will…

by Sabrina

Warum hast du eigentlich studiert? Für was studiert man Psychologie wenn man dann nicht als Psychologin arbeiten möchte? Meine Lieblingsfrage – ähm – NOT! Trotzdem gibt es heute die Antwort darauf… 

Wie nervig…

Auch wenn es mich wahnsinnig nervt, dass mich alle ständig fragen wieso ich nicht als Psychologin arbeite, ist es eine berechtigte Frage. Meine Gründe sind leider sehr umfangreich, deshalb antworte ich meist nur: „Ach, ich geh in die Forschung…“ Was natürlich auch der Plan ist (siehe auch hier), aber eben nur die gekürzte Variante einer Flut von Gründen weshalb ich nicht als Psychologin arbeite.

Hier kommt nun die Flut…

1) Menschen

Ich mag Menschen, aber irgendwie nicht so sehr, dass ich mit ihnen so eng zusammenarbeiten will. Ich habe einfach im Laufe der Zeit gemerkt, dass ich kein Rudeltier bin. Natürlich bin ich auch kein Einsiedler, aber ich bevorzuge ein gut dosiertes Maß an Menschen um mich herum. Wenn ich als Psychologin arbeite, würde ich tagtäglich von vielen Menschen umgeben sein. Ich bin mir recht sicher, dass mir das schnell zu viel werden würde.

2) Körperliche Tätigkeit

Ok, ich rede gerne, aber um ehrlich zu sein ist es auch schön wenn ich mal den Mund halten darf 😉 Ich mag es wirklich körperlich zu arbeiten. Vielleicht hätte ich sowieso einen handwerklichen-schöpferischen Beruf wählen sollen. Ich habe es geliebt meine Palettenmöbel zu bauen, am Auto herumzubasteln, unsere Gartenhütte zu restaurieren, die Wohnung zu verspachteln und ich liebe es immer noch im Garten zu arbeiten. Wenn ich so darüber nachdenke, ist es aber eigentlich noch gar nicht zu spät diesen Weg einzuschlagen…

3) Erfolge

Punkt 2 bringt mich auch schon zu diesem Punkt: Erfolge. Ich mag es einfach Erfolge verbuchen zu können. Ich sehe gern ein Ergebnis meiner Arbeit. In der Psychologie ist es leider so, dass die Erfolge nur zum Teil vom Psychologen abhängen. Ein Psychologe kann noch so „gut“ sein, wenn der Patient oder Klient nicht an sich arbeiten will, bringt die beste Behandlung nichts. Das frustriert. Und ich habe eine recht niedrige Frustrationsgrenze. Ich weiß, dass das Wissen jemanden seine Hilfestellung angeboten zu haben, vielen Psychologen ausreicht um weitermachen zu können. Mir reicht das einfach nicht. Vielleicht ändert sich das mal, aber im Moment könnte ich so einfach nicht arbeiten.

4) Schwarzer Humor

Das ist wahrscheinlich der Punkt mit dem meisten Gewicht. Ich habe während des Studiums drei Jahre lang im Krankenhaus gearbeitet und musste einfach feststellen, dass ich eine sehr abstoßende Art habe Belastungen zu verarbeiten. Ich neige ja im Allgemeinen zu einem schwarzen Humor, privat und bei Menschen die mich kennen ist das auch in Ordnung (sie wissen ja wie ich es meine 😉 ) aber in einem Krankenhaus? Der Neurochirurg mit dem ich damals zusammenarbeitete, machte die Sache auch nicht besser. Ich weiß selbstverständlich, dass Humor nur eine von vielen Möglichkeiten ist Probleme zu bewältigen, aber ich konnte mich einfach selbst nicht mehr ausstehen… ich möchte so nicht sein. Denn wenn ich meiner natürlichen Neigung – nämlich Problemen mit Humor zu begegnen – nicht nachgebe, werde ich zur Heulsuse.

5) Zu viel Mitgefühl, zu wenig Distanz

Das ist das Problem… entweder stoße ich alles von mir ab oder ich lasse alles zu und versinke im Mitgefühl. Als ich mein Praktikum in einer Wohngemeinschaft für Menschen mit Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis gemacht habe, ist mir nämlich genau das passiert – ich ließ ALLES zu. Ich hatte einfach zu viel Mitgefühl und konnte auch die Distanz nicht mehr wahren. Ich heulte nicht einmal Rotz und Wasser, weil ich das alles so ungerecht fand. Ich brauchte danach fast ein Monat um mich wieder „zu fangen“. Kurz gesagt: Ich hab’s einfach nicht drauf. Vielleicht könnte ich daran arbeiten, aber da wäre dann noch ein Punkt auf meiner Liste…

6) Negatives Umfeld

Ein letzter Punkt, welcher mir erst in den drei Jahren als ich im Krankenhaus gearbeitet habe bewusst wurde. Dein Arbeitsplatz ist negativ. Jeden Tag Leid und Krankheit zu sehen ohne Möglichkeit oder Hoffnung es stoppen zu können, belastet ungemein. Ich weiß, dass es viele Menschen gibt die damit gut zurecht kommen, aber ich will gar nicht damit zurecht kommen müssen. Natürlich ist nicht immer alles Friede-Freude-Eierkuchen, das ist mir schon klar, trotzdem zieht mich ein negatives Umfeld einfach runter. Es ist wie mit Tageslicht. Wenn du einem Büro sitzt, dass zwar super-freundlich eingerichtet ist, du tolle Arbeitskollegen hast und dir dein Job echt Spaß macht, aber das Büro kein Fenster hat das dich mit Tageslicht versorgt, wirst du früher oder später trotzdem unglücklich. Du verbringt eben die meiste Zeit deines Tages in der Arbeit (was meiner Meinung sowieso ein Fehler im System ist…).

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Das waren nun meine 6 Hauptgründe warum ich nicht als Psychologin arbeiten will…  ich schließe natürlich nicht aus, dass sich meine Einstellung irgendwann ändert, aber für den Moment empfinde ich einfach so. Ehrlich gesagt hätte ich mir nicht gedacht, dass mir dieser Post wie ein Selenstripteas vorkommen wird, aber irgendwie hat sich das gerade ein bisschen danach angefühlt…

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1 comment

Karin (plantyjourney) 26. April 2017 - 18:46

Yay, ein neuer Beitrag!! 🙂 Wieder sehr offen & ehrlich… war sehr interessant zu lesen, Liebes! Vor allem wohl, weil ich einige Punkte wirklich gut nachvollziehen kann (surprise, surprise, lol) ^^ Ich finde den Bereich der Psychologie eigentlich auch recht spannend, aber mir geht es mit Menschen und Gefühlen ebenso wie dir und auch von Negativität lass ich mich leider viel zu leicht herunterziehen…. und komm außerdem mit meiner eigenen Gefühlswelt oftmals noch immer nicht richtig klar 😛 Hab mir lustigerweise in letzter Zeit auch immer öfter Gedanken dazu gemacht, dass ich eigentlich ein eher praktisch veranlagter Mensch bin und lieber mit den Händen wo anpack als den ganzen Tag vorm PC zu hocken oder dergleichen. Als ich meinen Gastro-Job damals gekündigt hab, konnte ich nicht schnell genug weg von dort – mittlerweile vermiss ich es manchmal sogar schon ^^ Witzig wie sich die Dinge manchmal so entwickeln! Aber wie du richtig sagst: nur weil du momentan nicht in dem Beruf arbeitest, heißt es ja nicht, dass du niemals mit dem Bereich zu tun haben wirst. Hauptsache du bist glücklich mit dem was du machst!!! 🙂 Und man stellt ja im Leben immer wieder fest, dass manche Sachen anders kommen als gedacht, also wer weiß…. 😉 Bussi

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