Reden hilft – Zuhören inspiriert

by Sabrina

Genau um das geht in in diesem Blogpost. Ich möchte euch hier von den drei Gesprächen erzählen die mein Leben verändert haben.

RedenHilft

Zuhören kann dein Leben verändern…

Nicht jedes Gespräch ist inspirierend und nicht jede Unterhaltung ist es immer wert geführt zu werden. Trotzdem kann man das vorher nie wissen. Es lohnt sich, einfach einmal zuzuhören und abzuwarten ob dein Gegenüber nicht Sichtweisen, Einstellungen oder Erfahrungen mit dir teilt, die dich zum Nachdenken bringen, die dich berühren und vielleicht sogar dein eigenes Leben verändern.

Der ewige Student

Wieder einmal waren meine Lernunterlagen ausschlaggebend, dass es zu diesem Gespräch kam. Die meisten Gespräche die dadurch entstehen, beginnen mit den üblichen Fragen und drehen sich normalerweise um die gleichen Dinge „Ach was lernst du denn da? Oh was studierst du? Ah, interessant, und was willst du danach machen?“

Nicht so an diesem Tag. Die Einstiegsfrage „Was lernst du denn da?“ war eine Bekannte, aber was danach kam, beschäftigte mich sehr sehr lange. Dieses eher beiläufige Gespräch führte dazu, dass ich meine eigene Sicht auf das Studieren veränderte.

Mein Gesprächspartner war ein Mann Anfang/Mitte vierzig. Er strahlte über beide Ohren als ich von den Lernunterlagen aufblickte. Bevor ich etwas sagen konnte, kam schon die nächste Frage „Ist spannend, oder?“ Das war eine eher ungewöhnliche Frage die mein Interesse weckte – und so kam es, dass ich mit diesem Unbekannten eine lange Unterhaltung führte.

Ich erfuhr, dass er selbst einige Uni-Abschlüsse hatte. Einen Magister (Master) in Publizistik, einen in Geschichte und einen Doktor in Geowisschenschaften. Selbstverständlich war ich schwer beeindruckt und natürlich fragte ich ihn was er beruflich macht. Seine Antwort verschlug mir die Sprache.

„Ich bin Barkeeper.“

Er erklärte mir, dass er lange nicht wusste was er mit seinem ersten Uni-Abschluss machen sollte (Geowisschenschaften) und deshalb beschlossen habe einfach weiter zu studieren. Natürlich musste er irgendwie auch sein Leben finanzieren – und das machte er als Barkeeper.

Er erzählte mir, dass der Punkt kam an dem er bemerkte, dass das Studieren für ihn wie ein Hobby ist. Er habe zu viele Interessen als dass er sich vorstellen könnte sich ein Leben lang nur auf einen Bereich fokussieren zu müssen. Er liebe es neue Dinge zu lernen und sich in Themen zu vertiefen. Er habe natürlich auch schon in den Bereichen gearbeitet in denen er seine Abschlüsse gemacht hat, aber er hätte dies nie lange durchgehalten. Es gibt so viel was man noch lernen kann.

Natürlich konnte ich diese Sichtweise, zu diesem Zeitpunkt, überhaupt nicht nachvollziehen – trotzdem war ich fasziniert. Es war eine Einstellung die so neu für mich war, dass ich wirklich lange darüber nachdenken musste. Hätte er mir nicht seinen Namen genannt – so konnte ich ihn nämlich googeln – hätte ich diese ganze Geschichte nicht einmal geglaubt. Aber sie stimmte.

Bei meinen Recherchen fand ich außerdem heraus, dass er ein Buch geschrieben hat und seine Doktorarbeit als Grundlage für einen Dokumentarfilm diente. Er war weder planlos noch verantwortungsscheu – das nahm ich nämlich irgendwie an, anders konnte ich mir diese Einstellung nicht erklären.

Er definierte sich einfach nicht über akademische Leistungen oder beruflichen Status. Er war einfach wie er war – ein ewiger Student. Es war kein unglücklicher Zufall, dass er diesen Weg ging, es war eine bewusste Entscheidung. Ein Auflehnen gegen die gesellschaftliche Norm. Er gestaltete sein Leben nach SEINEN Vorstellungen. Er studiert nicht um sich bessere Jobchancen oder gesellschaftliche Anerkennung zu sichern er studiert um des Studierens Willens – und mittlerweile finde ich immer mehr Gefallen an dieser Sichtweise.

Der Freizeitgestalter

So bezeichnete er sich – das war sein Beruf. Ihr fragt euch wahrscheinlich was ein Freizeitgestalter tut. Ja, die Frage stellte ich mir auch…

Ich fand dieses Gespräch sehr amüsant. Jemanden kennenzulernen, der sein Geld damit verdient andern Menschen zu sagen was sie in ihrer Freizeit machen können/sollen, stellt wohl ein seltene Gelegenheit dar. Eigentlich war es gar nicht so der Mensch der mich zum Nachdenken brachte, sondern eher die Tatsache, dass es einen Bedarf für diese Berufsgruppe gibt.

„Für viele Menschen ist Arbeit gleich Leben. Sie verbringen so viel Zeit im beruflichen Alltag, dass sie irgendwann vergessen, was sie in ihrer Freizeit machen können. Ich bin dafür da ihnen dabei auf die Sprünge zu helfen…“

Bei mir war es zu diesem Zeitpunkt eher die Uni die mein Leben fest in der Hand hatte. Und tatsächlich erwischte ich mich dabei, dass ich an freien Tagen oft nicht wusste was ich tun sollte.

So kam es, dass ich mich hinsetzte und mir ernsthaft überlegte was ich gerne mache (bzw. was ich gerne in meiner Freizeit machen würde). Denn ich musste feststellen, dass ich mich auch zu den Menschen zählte die irgendwann vergessen haben was sie gerne in ihrer Freizeit tun.

Es war erschreckend und spannend zur gleichen Zeit. Erschreckend weil ich tatsächlich wenig Freizeitaktivitäten nachging und spannend weil ich auf einmal den Drang verspürte neue Dinge auszuprobieren.

Ich weiß nicht wie es weitergegangen wäre, hätte ich mir nicht diese Gedanken gemacht. Vielleicht hätte ich mich weiterhin mit „Freunde treffen“ und „Kino am Wochenende“ zufrieden gegeben. Ich weiß aber sicher, dass „Festivals besuchen“, „Handwerkliche Arbeiten“, „ein Teleskop zum Sterne beobachten“, „Schneewandern“, „Gartenarbeit“ und „Longboard fahren“ nie den Weg zu mir gefunden hätten, hätte ich nicht darüber nachgedacht. Sie bereichern mein Leben – sie sind die kleinen Freuden des Alltags und es folgen Jahr für Jahr neue Interessen… bringt man den Stein mal zum Rollen ist er nicht mehr aufzuhalten.

Die optimistische Kämpferin

Dieses Gespräch gehört zu den Gesprächen die jeden Menschen dazu bringen über sein eigenes Leben nachzudenken.

Wenn man die Diagnose einer unheilbaren Krankheit bekommt, verändern sich mit einem Schlag die Prioritäten im Leben. Man bekommt eine klare Sicht auf die Dinge die einem wirklich wichtig sind. Gerade wenn man nicht einmal noch die Hälfte seines Lebens gelebt hat, ist es beängstigend sich mit dem Thema Tod ernsthaft auseinandersetzen zu müssen. Ich nenne sie optimistische Kämpferin weil sie sich nicht aufgibt, weil sie nach vorne sieht und trotz der furchtbaren Erfahrungen alles dafür tut ihr Leben lebenswert zu machen.

Wenn man gesund ist, stellt man sein Leben eher selten in Frage. Man ärgert sich über Kleinigkeiten, zerbricht sich den Kopf über Nichtigkeiten und lässt sich Steine in den Weg legen. In Anbetracht einer unheilbaren Krankheit erscheinen diese „Sorgen“ geradezu unwichtig. Und genau das ist es was ich persönlich mitgenommen habe… Was ist wirklich wichtig im Leben? Sind es die Meinungsverschiedenheiten mit den Liebsten über die man sich ärgert? Ist es die Bikinifigur die man diesen Sommer wieder nicht hat? Sind es die Menschen die dir sagen dass du dies oder jenes sowieso nicht schaffst? 

Es geht darum sich immer wieder bewusst zu machen, was einem tatsächlich wichtig ist. Sich bewusst zu machen, dass man sein Leben selbst in der Hand hat. Dass jede Hürde, auch wenn sie noch so unüberwindbar scheint, irgendwie zu meistern ist. Dass dir andere Menschen nicht dein Leben diktieren dürfen. Dass es Dinge gibt, die vielleicht nur dir wichtig sind, aber für die es sich, um deiner selbst willen, zu kämpfen lohnt.

Möchtest du am Ende bereuen  oder möchtest du am Ende sagen können „Danke, es war eine wunderbare Zeit“? Genau das ist es worauf es ankommt. Je früher man sich dessen bewusst wird, desto erfüllter kann man sein Leben leben.

Was mich betrifft…

kann ich sagen, dass diese Gespräche/Begegnungen mein Leben verändert haben. Es waren keine Gespräche wie:  „ohne Geld die Welt bereisen“, „vom Tellerwäscher zum Millionär“ oder „den höchsten Berg der Welt besteigen“.

Es waren Gespräche mit Menschen die so außergewöhnlich – gewöhnlich waren wie du und ich. Aber was diese Gespräche alle gemeinsam hatten war, dass ich etwas mitnehmen konnte. Etwas das, ohne es zu wollen, mein Leben verändert hat.

Es hat sich viel in Bezug auf meine Einstellung zu gesellschaftlichen Normen verändert. Ich kann mich mit der heutigen Leistungsgesellschaft einfach nicht richtig identifizieren. Ich finde den Gedanken schön, zu studieren um das SEIN zu verändern –  um seine Persönlichkeit zu verändern Neues zu lernen und nicht um bessere Jobchancen zu ergattern oder einen besseren gesellschaftlichen Status zu erreichen. Ich möchte nicht, dass mich jemand nach meiner akademischen oder beruflichen Leistungen beschreibt. Ich möchte lieber, dass man mich als diejenige beschreibt die ich auch wirklich bin. Und hätte ich nicht diese anderen beiden Begegnungen gemacht, wüsste ich vielleicht immer noch nicht wie ich mich außerhalb des leistungsorientierten Schemata beschreiben würde…

Ich bin nämlich jemand der gerne Neues ausprobiert, sich begeistern lässt, die kleinen Dinge des Lebens genießen kann, jemand der dankbar ist für eine wunderbare Familie und eine harmonische Beziehung, jemand der seinen eigenen Weg geht, jemand der das Leben zu schätzen weiß. Ich bin eben – wie jeder andere Mensch auch – mehr als eine Berufsbezeichnung.

Diese Gespräche waren für mich persönlich sehr bereichernd weil ich genau diese Art der Inspiration gebraucht habe um eine Seite von mir wieder zu beleben die unter all dem Leistungsdruck dieser erfolgsorientierten Gesellschaft untergegangen ist.

Könnt ihr auch von Gesprächen berichten, die in irgendeiner Art euer Leben verändert haben? Dann hinterlasst doch ein Kommentar! Ich bin gespannt! 🙂

 

 

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