SAAC Lawinen Base Camp – Silvretta Montafon

by Sabrina

Glaubt man den Medienberichten haben wir 2019 einen Jahrhundertwinter. In den letzten Wochen hört man ununterbrochen von Schneechaos in weiten Teilen Österreichs, von Straßensperren, von Orten die nicht mehr erreichbar sind, gesperrten Skigebieten und von Lawinenabgängen. Vor allem die Lawinen sind ein Riesenthema. Das SAAC Lawinen Base Camp letzte Woche kam da wie gerufen…

SAAC Lawinen Base Camp

Bereits im Oktober wurde ich vom SAAC (Snow & Alpine Awareness Camp) angeschrieben und gefragt ob ich nicht an einem Kurs teilnehmen möchte. Für mich stand ein Lawinenkurs schon ewig ganz oben auf meiner To-Do Liste. Es vergeht ja leider kein Winter ohne von Lawinenopfer zu hören. Nachdem ich doch recht viel in den Bergen bin und auch gerne Touren gehe, war es mir wirklich ein großes Anliegen endlich mehr über das Thema Lawinen zu erfahren.

Silvretta Montafon

Und so sind Benni und ich ins Ländle aufgebrochen um am SAAC Lawinen Base Camp teilzunehmen. Wir sind am Freitag angereist. Die Kurse des SAAC sind immer 2-tägig. Am ersten Tag gibt es eine theoretische Einführung und am zweiten Tag geht es rauf auf den Berg für den Praxisteil. Beim Theorieteil erfährt man wie Lawinen entstehen, welche Art von Lawinen es gibt, wie Lawinen ausgelöst werden, wie man die Lawinenwarnstufen interpretiert, wie man Lawineneberichte liest… Es war wirklich super interessant.

Natürlich, wenn man in Österreich aufwächst und sich viel in den Bergen aufhält, hat man naturgemäß ein bisschen Ahnung – trotzdem habe ich hier wirklich viel dazugelernt. Beispielsweise wusste ich nicht wieviel unterschiedliche Arten von Lawinen es überhaupt gibt. Für mich war Lawine gleich Lawine. Ich wusste auch nicht, dass „Baumtrichter“ (so werden Hohlräume die sich unter Bäumen und Latschen bilden können genannt) ebenfalls eine große Gefahr darstellen können.

Praxistag

Vorbereitung und Beurteilung

Selbstverständlich war der Praxistag nochmal spannender als der Theorieteil – hier konnten wir die Theorie in der Praxis anwenden. Zuerst haben wir gemeinsam mit unserer Bergführerin den Lawinenbericht gelesen. Wir hatten an dem Tag Lawinenewarnstufe 4 – es gibt 5 Stufen. Außerdem hat es durchgehend geschneit. Eine der wichtigsten Regeln heißt: „Ohne Sicht – Verzicht!“ Deshalb sind wir auch im gesicherten Skigebiet geblieben. Lawinenberichte die von der Lawinenkommission rausgegeben werden, findet man zum Beispiel hier: http://www.avalanches.org/eaws/en/main.php

Wir sind aber trotzdem ein paar Lifttrassen im frischen Powder gefahren. Was zwar mega lustig aber auch super anstrengend war *haha*. Dort haben wir auch die Hangbeurteilung geübt. Ein besonders wichtiger Faktor bei der Beurteilung eines Hangs hinsichtlich Lawinengefahr ist die Hangneigung. Je steiler der Hang desto größer die potenzielle Gefahr.

Ab einer Steilheit von 30 Grad ist schon Vorsicht geboten – man sollte die Belastung der Schneedecke gering halten (z.B: beim Touren gehen in Spitzkehren aufsteigen und später einzeln abfahren). Die Hangneigung kann man übrigens mit einem kleinen Tool das man am Skistock befestigt messen oder man verwendet z.B. die Hangeneigungskarten in diversen Apps wie Bergfex Touren oder Alpenverein.

LVS-Gerät

Wer abseits der Pisten unterwegs ist, sollte immer eine komplette Lawinenausrüstung dabeihaben. Dazu zählen das LVS-Gerät (Lawinenverschüttetensuchgerät), Sonde, Schaufel, Handy und Erste-Hilfe Paket.

Die Lawinenausrüstung dabeizuhaben ist eine Sache… man sollte sie aber auch richtig anwenden können. Unsere Bergführerin hat uns gezeigt wie man das LVS-Gerät benutzt und wie man bei einer Verschüttung richtig vorgeht. Wir haben Rucksäcke im Schnee vergraben und sie mithilfe des LVS-Geräts aufgespürt und ausgegraben. Ehrlich gesagt habe ich mir das leichter vorgestellt als es war… Man braucht hier wirklich ein bisschen Übung – letztendlich geht es ja um Zeit. Bereits nach den ersten 15 Minuten nimmt die Überlebenschance des Verschütteten drastisch ab.

Absolute SAAC Empfehlung

In diesem Blogpost habe ich selbstverständlich nur einen Bruchteil der Dinge angerissen die wir gelernt haben. Ein Lawinenkurs beim SAAC zu besuchen zahlt sich auf jeden Fall aus. Der Kurs ist absolut professionell aufgebaut und wird von geprüften Bergführern abgehalten. Außerdem ist der Kurs gratis. Die einzigen Kosten die auf einen zukommen sind das Liftticket und die Unterkunft.

Solltet ihr überlegen 2020 den Kurs im Silvretta Montafon Gebiet zu besuchen, kann ich euch das Hotel Alpenrose in Schruns wärmstens empfehlen. Es liegt absolut zentral und ist ein wunderschönes, familiengeführtes Hotel das auch vegane Speisen anbietet (den Enzianschnaps würde ich aber sicherheitshalber auslassen 😉 ).

Ich muss gestehen, dass ich, was das „Freeriden“ angeht, immer schon übervorsichtig war. Ich denke das liegt einfach daran, dass mir die Gefahr von Lawinen einfach bewusst ist. Wie schon erwähnt, wenn man in Österreich aufwächst, hört man prinzipiell jeden Winter von Lawinenopfern. Ich habe auch selbst schon (von der Weite) Lawinen abgehen gesehen… und glaubt mir wenn ich euch sage: so ne Lawine ist wirklich sehr beängstigend.

Mich hat der Kurs nochmal darin bestätigt, dass man es im Zweifel einfach lassen sollte. Es geht am Ende ja um nichts… dennoch war es für mich super wichtig so einen Kurs zu besuchen. Man lernt ja vor allem wie man es vermeidet in Gefahr zu kommen. Das Wissen ist btw. auch fürs Bergsteigen relevant…

Ich denke, jeder der gerne im Winter in den Bergen unterwegs ist, sollte so einen Lawinenkurs mal besuchen!

Dieser Beitrag entstand in freundlicher Zusammenarbeit mit dem SAAC.

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