Meine Lernstrategien oder „So habe ich die Uni geschafft“ Teil 1

by Sabrina

An meine erste Prüfung an der Uni kann ich mich erinnern als wäre sie gestern gewesen. Für eine einzige – zugegeben eher unwichtige Prüfung – musste ich mehr Stoff lernen als für die gesamte Matura (die bestand aber aus 5 Fächern). Mindestens genauso gut wie an die Prüfung selbst, kann ich mich noch an meine Verzweiflung erinnern. „Wie zum Teufel soll ich so viel Stoff lernen können?“ In diesem Blogpost erfährst du wie ich die perfekten Lernstrategien entwickelt und am Ende meines Studiums die Abschlussprüfung mit einem „Ausgezeichnetem Erfolg“ bestanden habe. 

Zugegeben, bei der ersten Prüfung an der Uni war ich alles andere als erfolgreich… ich habe mich durch den ganzen Stoff gekämpft, alles gelesen, wie eine Blöde jeden Absatz mit Highlightern markiert, nochmal gelesen, versucht zu verstehen um was es geht – das Fremdwörter-Lexikon war mein bester Freund – wochenlange Verzweiflung. Ich habe die Prüfung zwar bestanden, aber nur mit einem „Genügend“.

Natürlich war das richtig frustrierend. Ich habe für diese eine Prüfung mehr gelernt als ich es in meiner gesamten vorherigen Schullaufbahn getan habe und sie gerade irgendwie bestanden.

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Aller Anfang ist schwer

Um ehrlich zu sein, hätte ich mir nie gedacht, dass ich jemals studieren geschweige denn ein Studium abschließen werde. Ich gehörte ab der Oberstufe zu den schlechten Schülern. Es gab zwar ein paar Lehrer die meinten ich sei nicht dumm, sondern einfach nur faul, aber so recht konnte selbst ich das nicht glauben 😉

Im Nachhinein weiß ich was mein Problem war: Ich wusste einfach nicht wie man lernt! 

Denn bis zur Matura musste ich nie wirklich lernen – in der Volksschule hatte ich immer Einser ohne auch nur eine Sekunde meiner Freizeit dafür zu opfern, die Unterstufe habe ich ohne einen Finger zu krümmen ebenfalls problemlos geschafft (ich habe nicht einmal Hausübungen gemacht…) und selbst in der Oberstufe war es irgendwie möglich durchzukommen. Ja durchkommen… die bevorzugten Noten in meinem Zeugnis waren immer „Genügend“.

Erst bei der Matura wurde mir klar, dass ich aus dem Stegreif niemals genug wissen würde um die Matura zu schaffen – also musste ich lernen. Natürlich hatte ich keinerlei Übung im Lernen und so fiel es mir richtig schwer… Ich wusste nicht wo oder wie ich beginnen sollte. Irgendwie habe ich es aber letztendlich geschafft. Der Weg für die Uni war geebnet.

Lernen lernen

Lernen lernen hatte oberste Priorität in meinen ersten Semestern auf der Uni. Ich habe unzählige bewährte Strategien ausprobiert. Ich bin in Vorlesungen gegangen, habe mitgeschrieben, habe Zusammenfassungen verfasst, Mind-Maps erstellt, versuchte es mit Lerngruppen…

Am Ende haben sich für mich persönlich nur wenige der altbewährten Strategien als fruchtbar herausgestellt.

Vorlesungen haben mich leider sehr schnell gelangweilt. Vorlesungen finden ja normalerweise wöchentlich über das ganze Semester statt. Ich bin dort nie hingegangen. Nach 6 Jahren Studium muss ich ehrlich gestehen, dass es vielleicht 10 Vorlesungen gab die ich mir angehört habe. Und trotzdem habe ich die  44 Vorlesungsprüfungen in meinem Studium bestanden. Die meisten Studenten können aus Vorlesungen viel mitnehmen und profitieren davon – ich möchte also keineswegs eine „Geht nicht in Vorlesungen“-Empfehlung abgeben. Vermutlich ist das auch gar nicht in allen Studienrichtungen möglich. Manche Studienrichtungen haben ja sogar Anwesenheitspflicht in Vorlesungen, bei uns war der Vorlesungsbesuch „freiwillig„.

Außerdem habe ich während des Studiums immer gearbeitet – zeittechnisch wäre es gar nicht möglich gewesen jede Vorlesung zu besuchen. Anders war es mit Seminaren und Übungen… die besuchte ich natürlich immer, da gab es aber auch eine Anwesenheitspflicht und sie waren viel spannender als Vorlesungen.

Was Lerngruppen angeht: Ich bin einfach kein Rudeltier. Manche Inhalte brauchten länger bis ich sie begriffen habe, andere wiederum waren für mich so logisch, dass ich gleich weitermachen wollte – Lerngruppen waren für mich immer sehr anstrengend weil man das Lerntempo nicht selbst bestimmen kann. Für mich war das schlichtweg Zeitverschwendung.

Die Sache mit der Zeit war in meinem Fall immer eine der wichtigsten Dinge. Ich hatte eigentlich so gut wie NIE Zeit. Nachdem ich zur Uni gependelt bin, musste ich für jeden Uni-Besuch schon mal ne Stunde Fahrzeit einrechnen – da geht viel Zeit verloren. Deshalb war es für mich sehr wichtig effiziente und effektive Lernstrategien zu entwickeln. Der Stoffumfang der für Prüfungen an der Uni zu lernen ist, ist enorm – deshalb sind die folgenden Strategien auch besonders gut für große Stoffmengen geeignet.

Strategisch rangehen

1) Die Lernumgebung

Bevor du mit dem Lernen überhaupt beginnen kannst, solltest du wirklich ein wenig Zeit in deine Lernumgebung investieren. Eins meiner größten Probleme war es immer zu beginnen. Denn wer kennt die „Aufräum-“ oder „Ordnungswut“ vor Prüfungen nicht? Eigentlich sollte man mit dem Lernen beginnen, aber man kann sich bei all der Unordnung einfach nicht konzentrieren… Da wird dann die Wohnung geputzt, der Schreibtisch neu sortiert, die Bücher geordnet, das Bad geputzt… Alles nur Bewältigungsstrategien um mit dem inneren Stress klarzukommen. (Wenn ich übrigens wütend oder nervös bin, beginne ich immer die Wohnung zu saugen… der Wohnung wäre es sicher lieber, ich wäre öfter wütend *haha*)

Was heißt das nun? Finde heraus wo du dich am besten konzentrieren kannst, wo die wenigste Ablenkung ist und wo du gerne bist. Ich finde es wirklich wichtig, dass man beim Lernen von schönen Dingen umgeben ist – so lernt es sich einfach besser.

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2) Vollständiger Prüfungsstoff

Mir ist es nicht einmal passiert, dass ich kurz vor der Prüfung bemerkt habe, dass mir ein Teil des Prüfungsstoffs fehlt. Nachdem ich nie in Vorlesungen gegangen bin, hatte ich natürlich einen ziemlichen Nachteil was die Stoffbeschaffung anging. Wenn du Vorlesungen besuchst, wirst du dieses Problem hoffentlich nicht haben. Falls du aber Vorlesungen auch nicht gerne besuchst, dann suche dir rechtzeitig alles zusammen was du für die Prüfung brauchst. Was mich zu den nächsten Punkten bringt….

3) Nutze Mr. Google, Facebook und Foren

Es existieren zwar einige Zusammenfassungen die von mir persönlich verfasst wurden, aber eigentlich hatte ich für sowas keine Zeit… Meine bevorzugte Strategie war es Zusammenfassungen über Google zu finden 🙂 Es gibt immer fleißige und außerordentlich soziale Studenten die Zusammenfassungen online stellen. Natürlich habe ich nicht nur die Zusammenfassungen von anderen Studenten gelernt… ich habe auch selbst ein bisschen dazu beigetragen. Meine Vorgehensweise:

  1. Zusammenfassungen suchen, die Umfangreichsten und am besten recherchiert wirkenden Zusammenfassungen ausdrucken
  2. Die Zusammenfassungen durchlesen und mit dem Stoff abgleichen
  3. Zusammenfassungen gegebenenfalls ergänzen und korrigieren (da kann auch ziemlicher Schwachsinn drinstehen, also Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser)

Mit Zusammenfassungen bekommst du auch den ersten Eindruck über den eigentlichen Umfang des Lernstoffs und weißt gleich welche Kapitel/Themen mehr Aufmerksamkeit benötigen werden. Ich habe alleine durch die Durchsicht der Zusammenfassungen schon einiges gelernt.

4) Alte Prüfungsfragen

Alte Prüfungsfragen waren für mich mindestens genauso wichtig wie Zusammenfassungen, wenn nicht sogar wichtiger. Alte Prüfungsfragen ließen sich eigentlich auch IMMER über das Internet finden.

Natürlich kam es schon vor, dass der Prüfer neu war und keine alten Prüfungsfragen existierten (bei dem regen Wechsel an Professoren an der Uni ist das leider recht oft so). Wenn das der Fall war, musste ich eben selbst herausfinden worauf der Fokus bei der Prüfung gelegt wird. Denn genau das ist der Vorteil bei alten Prüfungsfragen – man weiß was wirklich wichtig ist. Ich hatte immer furchtbar Mitleid mit all den Studenten die wirklich 5.000 Seiten Stoff lernten, weil sie einfach nicht wussten was wichtig und was unwichtig ist.

Wenn alte Prüfungsfragen existieren, dann habe ich sie ausgearbeitet – ausnahmslos ALLE.

Für den Fall dass ich keine alten Prüfungsfragen fand, kamen folgende Strategien zur Anwendung um herauszufinden was wichtig sein könnte:

  1. Über den Prüfer/ die Prüferin recherchieren – was ist sein/ihr Forschungsgebiet? Welche Studien hat er/sie kürzlich veröffentlicht? Das alles kann Aufschluss darüber geben wie die Prüfungsfragen gestaltet werden. Beispielsweise hatte ich in biologischer Psychologie eine Prüferin deren Forschungsgebiet Hirnstoffwechsel war – natürlich fragte sie besonders viel „Biochemie“….
  2. Einführungskapitel sind normalerweise uninteressant. Zu lernen welche Anfänge dieses Themengebiet hat, wird im Regelfall niemals geprüft.
  3. Eine weitere gute „Filter-Strategie“ ist es sich zu fragen was man bei einer maximalen Redezeit von 5 Minuten über dieses Kapitel zu erzählen hätte. Prüfungsstoff ist normalerweise in Kapitel/Themen aufgeteilt. Wenn du fünf Minuten Zeit hättest darüber zu sprechen was würdest du erzählen – was ist wichtig, was darf nicht ausgelassen werden und auf was kann verzichtet werden? In jedem Kapitel verstecken sich leere Worte die nicht mehr als Platzfüller sind…

5) Das Pferd von hinten aufzäumen

Das Pferd von hinten aufzäumen war meine Strategie bei aufbauenden Stoffgebieten. Beispielsweise habe ich mich bei Statistik oder Neurobiologie NIE mit den Grundlagen zuerst auseinandergesetzt. Das klingt vielleicht ein wenig abstrakt, aber lass es mich erklären 😉  In der Schule kann es noch passieren, dass die Rechenaufgaben aufbauend gestellt werden – Aufgabe 1-3 behandeln den leichteren Grundlagenstoff, 4-6 den schwierigeren Stoff… wenn du 1-3 richtig gerechnet hast, beherrscht du zumindest die Grundlagen was vielleicht noch ausreicht – zumindest in der Schule.

Bei keiner Statistikprüfung auf der Uni wirst du gefragt ob du die Grundlagen beherrscht. Entweder du kannst die Grundlagen anwenden oder du kannst es eben nicht. Also wieso sollte ich dann die Grundlagen lernen? Jetzt denkst du vielleicht ohne diese zu beherrschen kann ich doch niemals die richtig schweren Beispiele rechnen! Richtig! Da gebe ich dir Recht, aber das heißt nicht, dass ich damit beginnen muss  😉 Sich stundenlang mit Grundlagen herumzuschlagen ist Zeitverschwendung. Was macht es für einen Sinn wenn ich die diskrete und stetige Verteilung anhand unsinnig komplizierter und abstrakter Beispiele zu lernen versuche?

Warum muss ich den Satz von Pythagoras verstehen wenn ich ihn auch einfach anwenden kann?

Das Pferd von hinten aufzäumen hat sich bei mir als wirklich eine der besten Strategien für aufbauenden Lernstoff herausgestellt. Du nimmst dir ein schwieriges Beispiel und bearbeitest/berechnest es! Natürlich musst du dir nach und nach die Grundlagen aneignen, aber dann weißt du wenigstens gleich warum… und du verstehst sie viel besser.

So habe ich es auch bei meiner Abschlussprüfung an der Uni gemacht – einer meiner Schwerpunkte war biologische Psychologie, auch ein Gebiet mit viel aufbauendem Stoff. Anstatt meine Zeit mit dem Lernen des chemischen Ablaufs von Aktionspotenzialen zu verschwenden habe ich gleich mit dem chemischen Ablauf von Aktionspotenzialen bei Psychopharmaka begonnen. Am Ende konnte ich dir auch ganz selbstverständlich erzählen wie der „normale“ Ablauf eines Aktionspotenzials ist…

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Insgesamt habe ich 10 Lernstrategien zusammengeschrieben. Teil 2 dieser Lernreihe bzw. die restlichen fünf Strategien erfährst du im nächsten Blogpost – aber keine Sorge du musst keine Woche darauf warten 😉 Sie kommen schon morgen online.

Wendest du selbst eine dieser Strategien an? Oder hast du vielleicht noch ganz andere effektive Lernstrategien? Dann hinterlass doch ein Kommentar!

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