Leg die Maske ab – Sei du selbst!

by Sabrina

Welche Masken zieht ihr euch über? Wie ehrlich seid ihr zu euch selbst? Was steckt unter der Maske? Kennt ihr euch selbst oder seid ihr immer noch auf der Suche?

↠ She threw away all of her masks, and put on her soul. ↞ Das war die Bildunterschrift einer meiner Posts auf Instagram, danach folgte ein kurzer (und selbstverständlich viel zu oberflächlicher) Seelenstriptease. Die positive Resonanz und die Nachrichten die ich via Direct-Message dazu bekam, sind der Grund warum ich in diesem Blogpost etwas ausführlicher darauf eingehen möchte.

(SideNote: Ich konnte diesen Blogpost zum damaligen Zeitpunkt (April) nicht veröffentlichen weil es mir plötzlich zu persönlich wurde… seltsam wie sich Dinge ändern…)

Leg die Maske ab

Im ersten Moment denkt wahrscheinlich jeder an eher affektierte Personen die augenscheinlich eine „Rolle“ spielen. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass die wenigsten Menschen wirklich sie selbst sind. Jeder trägt irgendeine Maske. Sei es in der Schule, Uni, Arbeit oder bei Familienfeiern. Wenn ihr mir nicht glaubt, dann denkt an die Person die euch am nächsten steht, denkt daran wie ihr euch in deren Gegenwart verhaltet und dann denkt daran wie es in der Gegenwart anderer Personen ist.

Nicht der gleiche Mensch? Jap… dann habt ihr wohl auch zumindest eine Maske die ihr regelmäßig überzieht.

Ist ja auch nicht schlimm. Schlimm wird es erst wenn unter all den Masken der Mensch verblasst. Wenn man eigentlich nicht mehr weiß, wer man selbst ist. Was man wirklich will, welche Bedürfnisse man hat, was einen glücklich macht…

Unsicherheit und Selbstzweifel

Unsicherheit und Selbstzweifel waren bei mir die Gründe warum ich mich andauernd hinter (Schutz-) Masken versteckte. Als ich irgendwann (und viel zu spät, nebenbei bemerkt) begriffen habe, dass es mich zerfrisst, mich unglücklich macht und ich so nicht weitermachen kann, kam der wohl schwierigste Teil von allem: Die Schichten abtragen und sich selbst finden.

Ich weiß, keiner der mich schon lange kennt, würde für möglich halten, dass ich unglaubliche Selbstzweifel hatte oder gar unsicher war. Meine Masken waren eben sehr wirkungsvoll. Aber ihr wollt wahrscheinlich nicht lesen wie meine Masken ausgesehen haben, deshalb versuche ich – so gut es geht – zu beschreiben wie ich es geschafft habe mein wahres Ich unter all den Trümmern der vielen Masken wieder auszugraben.

1) Sich befreien

Der erste Schritt war es mich von der Normalität zu befreien. Was ist schon normal? Und wieso sollte man so sein wollen? Warum muss man sich den Konventionen beugen? Wenn man genauer darüber nachdenkt, fallen einem viele Dinge ein die als normal erachtet werden. Alles was von dieser Normalität abweicht ist irgendwie seltsam, nerdig, komisch oder irritierend. Wenn man aber einmal verstanden hat, dass es diese Normalität gar nicht gibt, dann ist man schon auf der Gewinnerseite. Alles was als normal erachtet wird ist schlichtweg ein Mittelwert, der Durchschnitt… und wer will schon durchschnittlich sein?  Normalität wird gemacht. Sie sagt NICHTS über einen Menschen aus. Vielleicht ist das ganze nun ein wenig abstrakt deshalb gebe ich euch ein paar Beispiele.

  • Studieren und danach einen, zum Studium passenden Job finden = normal ; Ich habe das zum Beispiel nicht gemacht. Ich habe ein abgeschlossenen Studium aber keinen Job dazu. Nicht weil ich keinen finde, sondern weil ich gar nicht danach suche. Ich will nicht als Psychologin arbeiten (zumindest jetzt nicht). Was sagt das über mich aus? In Wahrheit NICHTS. Ich habe mich von dieser vermeintlichen Normalität verabschiedet – aus persönlichen Gründen. Aus Gründen die ich kenne weil ich mich selbst gefunden habe.
  • Adäquate Wortwahl = normal ; Kraftausdrücke sind in unserer Gesellschaft nicht so gerne gesehen und wenn, dann nur unter den richtigen Bedingungen: Besoffen im Wirtshaus. Aber  Fäkalsprache ist eben manchmal der einzige Weg um es auf den Punkt zu bringen. Ich verwende eben Kraftausdrücke wenn es nicht anders geht – das mag für meine Gesprächspartner oft irritierend sein aber es ist so viel einfacher. Und wenn wir uns ehrlich sind, gibt es sie ja auch nicht ohne Grund… Ich habe nicht einmal gehört „So spricht man nicht als Frau“ oder „Sowas kannst du doch nicht sagen“. Ob ich damit nun keinen guten Eindruck hinterlasse oder vielleicht die Norm sprenge ist mir reichlich egal. Egal, weil auch meine Wortwahl NICHTS über mich aussagt.

2) Ehrlichkeit

Ehrlichkeit ist keine leichte Kost. Meine Eltern haben meinen Bruder und mich immer sehr zu Ehrlichkeit gedrängt. Natürlich hatten wir gerade als Teenager beide so unsere schwachen Flunker-Momente, aber im Großen und Ganzen gibt es nichts was ich meinen Eltern je verschwiegen hätte. Im Laufe der Jahre habe ich bemerkt, dass Ehrlichkeit Menschen verletzt, also habe ich begonnen Wahrheiten in leichtere Kost zu verpacken – quasi in ein „durch die Blume sagen“. Mittlerweile bin ich zu meiner kindlichen Ehrlichkeit zurückgekehrt. Denn diese schwachen Wahrheiten haben mich frustriert. Es war nur eine weitere Maske um die, in Punkt eins beschriebene, vermeintliche Normalität anderer Menschen nicht zu zerstören. Diese Maske hat aber nicht nur die Normalität der anderen geschützt sondern mein Selbst verdrängt weil ich diese schwachen Wahrheiten auch für mich übernommen habe. Ich konnte dadurch nicht mehr ehrlich zu mir selbst sein. Ich habe mich selbst durch Unehrlichkeit geschützt und zu gleichen Teilen mein Selbst unterdrückt. Ob nun eine radikale Ehrlichkeit für jeden das richtige ist, kann ich nicht beurteilen…

  • Als ich vor zwei Monaten beim Bergsteigen abstürzte, musste ich ebenfalls eine harte Wahrheit über mich selbst akzeptieren. „Mein Stolz kostete mich fast mein Leben“ Ich war zu stolz um mir früh genug einzugestehen, dass ich es nicht auf den Gipfel schaffen werde weil der Weg zu glatt war. Warum ich es mir in diesem Moment nicht eingestehen wollte? Weil ein etwa 70-jähriger Wanderer, diesen Weg hinuntergekommen ist und ihn mir sogar empfohlen hatte. Mein einziger, von falschem Stolz und Ehrgeiz geprägter Gedanke war: „Wenn der das schafft, schaff ich das hundert mal“ Es tut weh sich bewusst zu machen, dass eine Charakterschwäche dazu führte, dass man fast gestorben wäre. Es ist eine Überwindung es auszusprechen. Man fühlt sich dumm. Aber es befreit. Dadurch dass ich ehrlich zu mir selbst war, kann ich nun an dieser Charakterschwäche arbeiten.

3) Akzeptanz der Individualität anderer

Andere Menschen in ihrer Individualität zu akzeptieren hört sich so einfach an und ist unglaublich schwierig. Ich ertappe mich selbst so oft dabei wie ich über andere urteile, obwohl ich mir bewusst Mühe gebe es nicht zu tun. Man muss nicht jeden Menschen mögen – so viel ist klar. Man darf auch seine eigene Wahrnehmung haben und diese aussprechen. Die Schwierigkeit liegt meiner Meinung nach darin, Menschen mit denen man viel zu tun hat, zu akzeptieren. Wenn man ständig versucht die Menschen um sich herum zu formen oder ihre Persönlichkeit zu unterdrücken wird man diese Menschen niemals wirklich kennenlernen können. Und in Wahrheit kann man sich selbst auch nur durch andere Menschen kennenlernen – sie sind dein Spiegel.

4) Akzeptanz der Imperfektion

Kein Mensch wird über sich sagen er sei perfekt – außer dieser Mensch ist wirklich psychisch krank und leidet unter einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Man kann andere Menschen perfekt und makellos finden – Perfektion liegt ja immer im Auge des Betrachters aber selbst diese scheinbar perfekten Menschen würden bei sich selbst mindestens einen Makel finden. Ich glaube, was Menschen vor allem für andere so perfekt erscheinen lässt ist, dass sie sich selbst in ihrer Imperfektion akzeptieren können ODER eine perfekte Maske tragen.

Es gab eine Zeit in der ich die perfekte Maske trug und gleichzeitig noch nie so unglücklich mit meinem Leben war. Ich dachte immer ich müsste super-dünn und eingehüllt in Markenkleidung durchs Leben laufen um gemocht zu werden. Am Ende sperrte ich mich zuhause ein wenn ich nicht in meine Hose passte weil ich entweder Wassereinlagerungen in meinen Beinen oder wieder einmal eine Fressattacke hinter mir hatte. Das war natürlich auch durch mein gestörtes Essverhalten bedingt aber nichtsdestotrotz lebte ich mit einer „Size-Zero-perfect-Life“ Maske und konnte nicht akzeptieren, dass ich – nach meinen persönlichen und etwas krankhaften Maßstäben – einfach nicht perfekt bin. Das zu akzeptieren ist natürlich eine Lebensaufgabe… Aber was man niemals vergessen sollte – so wie in meinem Fall auch – man ist eben mehr als nur eine Kleidergröße oder eine Note in der Schule oder was auch immer. Nur weil ein Teil nicht perfekt erscheint, bestimmt dieser Teil ja nicht den Rest deines Lebens, deine Persönlichkeit oder dich als ganzen Mensch. Wenn man seine Imperfektion akzeptiert, legt man eine der wichtigsten Masken ab – die Maske des Scheins.

5) Verletzbarkeit nach Außen kehren

Wieso kann man eigentlich nicht sagen: Du hast mich verletzt. Wieso ist es so schwierig seine eigene Verletzbarkeit zu zeigen? Was ist so toll daran hart und unerschütterlich zu wirken? Warum sind wir alle so stolz? Warum wird Verletzbarkeit als Schwäche betitelt? Ich sag euch was…wir sind einfach alle der Meinung wir wären etwas Besseres – das ist der Grund. Wir glauben alle wir müssen jemanden beeindrucken. In Wahrheit sind wir am Ende der Trottel. Wenn ich jemanden nicht sage dass er mich verletzt hat, dann weiß es diese Person auch nicht und wird mich immer wieder verletzen… am Ende heulen alle.

Und ich sag euch noch was: Kein (emotional halbwegs intelligenter) Mensch verletzt gerne andere Menschen. Verletzt oder kränkst du gerne andere Menschen? (Ich hoffe stark die Antwort darauf lautet natürlich NEIN 😉 ) Also was lehrt uns das? Wir springen in Zukunft über unseren stolzen und aufgeblähten Schatten und sagen einfach: Du hast mich verletzt. Nur so stellst du dich selbst und deine Bedürfnisse in den Mittelpunkt. Du bist es wert. Du hast es verdient dein wahres Ich leben zu dürfen und wenn dir dein wahres Ich sagt, dass dich was verletzt dann hör auf dein wahres Ich und leg die Maske ab!

Sei du selbst

PUT ON YOUR SOUL

Wie ich damals in dem Post auf Instagram schon geschrieben habe… es hat lange gedauert bis ich wieder zu mir selbst gefunden habe. Auch wenn es mir manchmal immer noch so vorkommt als würde ich eine Maske tragen, höre ich nicht auf mich selbst immer und immer wieder auszugraben. Und ja dieser Prozess tut weh. Es ist nicht angenehm sich selbst zu stellen. Aber es ist notwendig. Trägt man nur eine Maske, kann auch nur die Maske glücklich sein und niemals der Mensch darunter… 

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